NBBL MVP 2009: Big Body in Belgrad

Was macht eigentlich…? – das ist die Ausgangsfrage unserer NBBL-Serie, in der wir einen Blick auf die Karrieren der Spieler werfen, die der Nachwuchs Basketball Bundesliga ihren Stempel aufgedrückt und am Ende der jeweiligen Saisons die MVP-Trophäe abgeräumt haben. In chronologischer Reihenfolge arbeiten wir uns von damals nach heute. Folglich stellen wir uns im dritten Teil unserer Serie die Frage: Was macht eigentlich der NBBL MVP des Jahres 2009, Maik Zirbes?

In der bisherigen NBBL-Historie konnte das TBB Junior Team Trier keine großen Erfolge feiern; in der Regel ging es gegen den sportlichen Abstieg, aktuell sind die Trierer, die nun als „Gladiators“ firmieren“, noch nicht einmal in der U19-Liga vertreten, sondern nur in der JBBL (hier geht es zu einem aktuellen Standort-Bericht über Trier: klick). Immerhin können die Moselstädter aber behaupten, dass sie einen MVP in ihren Reichen hatten: Maik Zirbes wurde 2009 zum wertvollsten Spieler der Liga gewählt, und das war nur der Auftakt einer ganzen Reihe von individuellen Auszeichnungen und Mannschaftstiteln, die der heutige A-Nationalspieler bis jetzt sammeln konnte.

2012 wurde er im Dress des TBB Trier sowohl zum besten Nachwuchsspieler als auch zum „Most Improved Player“ der Beko BBL gewählt. Nach seinem Wechsel nach Bamberg gewann er 2013 mit den Brose Baskets die Deutsche Meisterschaft. Von 2012 bis 2014 wurde er ins Allstar-Team gewählt. Anschließend wagte er einen für einen deutschen Basketballer ungewöhnlichen Weg: Zirbes wechselte nach Serbien zum Top-Team Roter Stern Belgrad, wo er 2014/15 das Double aus Meisterschaft und Pokal sowie den Titel in der ABA-Liga holte. Auch in der laufenden Saison spielt der Center bei dem serbischen Euroleague-Team eine tragende Rolle. Diese wäre Maik Zirber sicherlich auch bei der Europameisterschaft im September beschieden gewesen, hätte sich der 25-Jährige nicht kurz vor dem Turnier verletzt. Von allen deutschen Big Men hatte Zirbes in der Vorbereitung den besten Eindruck hinterlassen.

Zeit seiner bisherigen Karriere dominierte der gebürtige Traben-Trarbacher dank seiner überragenden Physis. In der Nachwuchs Basketball Bundesliga war Zirbes aufgrund seiner Masse kaum zu stoppen, die Zone war und ist sein Revier. Unter der Obhut des damaligen Headcoaches Henrik Rödl entwickelte sich der Rohdiamant zu einem Erstliga-Spieler von Format. Nach seinem Durchbruch in Trier wechselte Zirbes zum Deutschen Meister Bamberg, wo er zwei gute Spielzeiten hatte, aber nicht die Akzente setzen konnte, die die Verantwortlichen von ihm erwartet hatten. Immerhin war Zirbes 2013 Teil der Bamberger Meistermannschaft.

Mit dem Wechsel nach Belgrad überraschte der 2,07 Meter große Center dann 2014 sogar die Fachwelt. Beim Traditions-Klub Roter Stern unterschrieb Zirbes zunächst für eine Spielzeit, der Kontrakt wurde aber im Sommer verlängert. 2014/2015 stand er in 32 Partien stand er für Belgrad in der Ariatic League auf dem Parkett. In durchschnittlich 19 Minuten pro Partie markierte er 8,8 Punkte und 4,3 Rebounds auf – respektable Werte, wenn man bedenkt, dass Zirbes mit Boban Marjanovic, einem europäischen Topspieler, um Spielzeit kämpfte. Der Serbe markierte 10,5 Punkte und 7,5 Rebounds. Inzwischen ist Marjanovic zum NBA-Klub San Antonio Spurs gewechselt, was Zirbes‘ Rolle bei Roter Stern in dieser Saison gut tun dürfte. Aufgrund seiner Größe konnte ich gegen ihn nicht spielen wie gegen zwei Meter große Spieler. Allgemein kann man von ihm sehr viel lernen: Er ist zwar ein Riese, dennoch ist seine Fußarbeit wirklich hervorragend. Dazu kommen noch seine Bewegungen im Post-Spiel. Da konnte ich mir wirklich immer wieder etwas abschauen und meine eigenen Abläufe anpassen, was mich extrem weiter gebracht hat“, sagte Zirbes unlängst beim Online-Portal „Spox“ über die Zusammenarbeit mit Marjanovic.

Seinen Wechsel nach Belgrad begründete Maik Zirbes vor allem mit der Chance, weiter Euroleague spielen zu können, aber auch, um einmal über den „deutschen Tellerrand“ hinaus zu schauen: „Es spielte auch eine Rolle, dass mich der Balkan und speziell Serbien interessiert hat, da hier viele gute Trainer und Spieler hervorgebracht wurden und werden. Das war für mich ein Zeichen, dass die Art und Weise, wie hier mit einem gearbeitet wird, ziemlich einzigartig ist. Serbien ist ein relativ kleines Land, aber trotzdem schafft man es immer wieder, gute Spieler zu entwickeln. Und deshalb wollte ich mir einfach die Wurzeln des jugoslawischen Basketballs anschauen und all das miterleben. Serbien ist immerhin Vizeweltmeister, das sagt doch alles“, so Zirbes gegenüber „Spox“.

Seine Karriere in der Nationalmannschaft startete 2009… und wurde dann für knapp drei Jahre unterbrochen. Im Alter von 19 Jahren feierte Zirbes bei einem Testspiel sein Debüt in der deutschen A-Nationalmannschaft, wurde jedoch anschließend vom damaligen Bundestrainer Dirk Bauermann nicht in den Kader für die Europameisterschaft 2009 in Polen berufen. Sein nächstes Länderspiel bestritt Zirbes dann im Juli 2012 während der zweiten Amtszeit von Bundestrainer Svetislav Pesic. Zirbes wurde für die Qualifikationsrunde zur Europameisterschaft 2013 nominiert, wo er in drei Spielen zweistellig punktete und es insgesamt auf einen Schnitt von 5,4 Punkte brachte. Im September 2013 nahm Maik Zirbes unter Pesics Nachfolger Frank Menz erstmals an einer Herren-Europameisterschaft teil, wo Deutschland nach der Vorrunde ausschied. Als Back-Up auf der Centerposition betrug die Einsatzzeit von Zirbes im Schnitt unter zehn Minuten.

In Abwesenheit seines Center-Kollegen Tibor Pleiss bestritt Zirbes im Sommer 2014 mit Deutschland die Qualifikationsrunde zur EM 2015. Als Zweiter der Gruppe C sicherte sich Deutschland die Teilnahme an dem Turnier, wobei für Zirbes als Starting-Center im Schnitt 7,2 Punkte und 4,8 Rebounds heraussprangen. Definitiv eine wichtige Rolle hätte Zirbes bei der EM 2015 gespielt, denn in der Vorbereitung war er einer der auffälligsten deutschen Spieler. Kurz vor Turnierbeginn beendete dann eine Bänderverletzung seinen Traum von der EM im eigenen Land. Bis jetzt trug Maik Zirbes 58 Mal das Nationaltrikot.

In unserer NBBL MVP-Reihe gibt es außerdem Portraits über Philipp Schwethelm und Christian Standhardinger.

PM: NBBL / JF
Fotos: Archiv