NBBL: Den Champion gestürzt

Der FC Bayern München hat das Finale um die Deutsche U19-Meisterschaft erreicht. Die Münchener bezwangen im Halbfinale Titelverteidiger ALBA Berlin mit 66:56 und treffen im Endspiel morgen auf Eintracht Frankfurt/FRAPORT SKYLINERS, die sich gegen Gastgeber Hagen durchgesetzt hatten. Bester Werfer für den FCB war Dejan Kovacevic mit 17 Zählern, für ALBA kam Robert Glöckner auf 10 Zähler.

Ob es an dem leicht verzögerten Spielbeginn, bedingt durch die doppelte Overtime zwischen Hagen und Frankfurt, lag oder an der beeindruckenden Präsenz des Gegners in den Anfangsminuten: Titelverteidiger ALBA Berlin bekam im ersten Viertel kein Bein auf den Boden. 10:0, 16:3 und 22:5 hießen dien Stationen, über die die Bajuwaren scheinbar mühelos davonzogen. München ließ schnell den Ball laufen, fand immer wieder Lücken in der sonst gefürchteten ALBA-Defense und traf auch von außen traumhaft sicher. Angeführt von Dejan Kovacevic (9 Punkte in den ersten zehn Minuten) hinterließen die Rot-Weißen sichtlich Eindruck bei den Berlinern, die Mühe hatten, ihrerseits ihre Systeme zu laufen. Dazu kamen immer wieder Ballverluste und eine gewisse Schlafmützigkeit, wie beispielsweise beim letzten Angriff des FCB: Kurz vor Abschluss der Uhr nahmen die Bayern einen Wurf von außen, doch anstatt den Rebound einzusammeln, schauten die Albatrosse nur zu. Unter dem Korb stand Lukas Dollinger mutterseelenallein und hatte keine große Mühe, mit der Sirene zum 24:10 einzunetzen.

ALBA-Coach Konstantin Lwowsky hatte nach den ersten zehn Minuten genug gesehen und erinnerte seine Schützlinge daran, wer auf dem Parkett der Titelverteidiger war. Ein Dreier von Leonard John zum 13:24 (13. Minute) ließ erste zarte Hoffnungen unter den mitgereisten ALBA-Fans sprießen, und nach Robert Glöckners Punkten zum 15:24 sah sich Oliver Kostic, NBBL-Trainer des Jahres, zu seiner ersten Auszeit gezwungen. Er ahnte wohl, dass seine Schützlinge das Niveau des ersten Viertels nicht würden halten können, und mahnte zur Wachsamkeit. FCB-Spielmacher Sebastian Schmitt bemühte sich, mit einem kraftvollen Drive zum Korb ein Zeichen zu setzen; das gelang ihm auch (29:15, 14.), aber auf Kosten einer Verletzung: Schmitt kam hart auf und zog sich dabei eine Sprunggelenksverletzung zu, er bezog liegende Position hinter der Bayern-Bank. Die Münchener ließen sich davon nicht aus dem Konzept bringen, sondern schraubten wieder an ihrer Führung (31:17, 18.). Mit einer beruhigenden 34:19-Führung ging der FCB in die Kabine, und ALBA musste sich dringend etwas einfallen lassen, sollte den Berlinern im zweiten Abschnitt ein Comeback gelingen.

Zu Beginn des dritten Viertels taten sich beide Seiten schwer, ihren Rhythmus zu finden: Die Bayern hatten ihn ein wenig verloren, Berlin immer noch nicht gefunden. So plätscherte die Partie ein wenig dahin (37:21, 23.): ALBA hatte Mühe, die Angriffe innerhalb von 24 Sekunden abzuschließen, bei Bayern war die Rückkehr des angeschlagenen Sebastian Schmitt die bis dato beste Nachricht. Angesichts des großen Rückstands (25:43, 25.) intensivierten die Berliner noch einmal ihre Bemühungen in der Defensive und näherten sich vorne in erster Linie an der Freiwurflinie den Bayern etwas an. Immerhin gelang es den Albatrossen, den Rückstand vor dem letzten Viertel auf 14 Punkte zu drücken (36:50).

Auch im Schlussabschnitt verfuhren die Berliner nach dem Prinzip des fleißigen Eichhörchens: Punkt um Punkt sammeln, um die Bayern vielleicht in den letzten fünf Minuten noch einmal in Verlegenheit zu bringen. Bis zum 38:49 (32.) klappte dies immer besser, ehe Richard Freudenberg mit einem Dreier die schleppende Bayern-Offensive beleben konnte. Als dann auch noch Luca Burkhardt einen weiteren Dreier folgen ließ, hatten beide etwas Besonderes geschafft: Sie trafen binnen einer Minute genauso viele Dreier wie beiden Mannschaften in den bisherigen 32 Minuten zusammen. Viel wichtiger als diese statistische Randnotiz war aber die Tatsache, dass die Münchener ab diesem Zeitpunkt wieder Feuer in ihre Offensive bringen konnten (57:42, 34.).

Aber wie heißt es schön: Unterschätze niemals das Herz eines Champions: Die Zeit ran den Albatrossen durch die Finger, doch sie ließen nichts unversucht, das Unmögliche noch möglich zu machen. Ein Dreier von Lukas Herwig zum 45:57, kurz darauf gar das 47:57 – ALBA war knapp fünf Minuten vor der Schlusssirene irgendwie wieder im Spiel. Ein Offensiv-Foul von FCB-Guard Beyschlag und Punkte des bis dahin blassen Moritz Wagner ließen den Rückstand auf sieben Zähler schmelzen (50:57, 37.). Karim Jallow wollte danach mit Autorität einen Dunk durch die ALBA-Reuse drücken, doch Moritz Wagner hatte etwas dagegen – Foul und zwei Freiwürfe für Jallow, der beide vergab. Anschließend machte er es besser und traf einen Jumper zum 60:52 für den FCB, ALBA blieben nun noch 54 Sekunden. Nach Ogynsipes Punkten entspannten sich die Gesichtszüge von Bayern-Coach Kostich etwas, der in der zweiten Hälfte zunehmend unzufriedener mit der Darbietung seiner Truppe geworden war. Am Ende brachte der FC Bayern München den -Sieg nach Hause und nahm den Berlinern damit die Chance, ihren Titel zu verteidigen.

FC Bayern München – ALBA Berlin 66:56

 

PM: NBBL gGmbH / JF