Leverkusen: „Wollen in die Playoffs“

 

Größer könnte der Unterschied nicht sein – zumindest körperlich. Hans-Jürgen „Hansi“ Gnad misst stolze 2,08 – bei seinem Co-Trainer Jacques Schneider sind es genau 17 Zentimeter weniger. Gnad hat die zweitmeisten Länderspiele aller deutschen Basketballer absolviert, Schneider war ein guter Regionalligaspieler. Wenn es aber um das Training der Leverkusener Nachwuchshoffnungen geht – dann agieren beide auf Augenhöhe. So auch in diesem Interview, auch hier ist „Chef“ Hansi vor allem eins:  Teamplayer.

Hansi, Jacques, die Vorbereitung war lang. Wie ist der Leistungsstand eurer NBBL-Mannschaft vor dem Saisonstart in Quackenbrück?

Gnad: Wir trainieren seit Juni bis auf eine kurze Pause komplett durch, in jedem Fall sind die Jungs körperlich absolut fit. Wir haben viel im Kraftraum gearbeitet. Schwieriger sieht es schon aus mit dem Thema: Wie eingespielt sind wir denn eigentlich?

Schneider: Man muss berücksichtigen, dass unsere 15 Kaderspieler außerhalb der NBBL gleich in vier verschiedenen Bereichen tätig sind. Marvin Heckel und Anton Zraychenko sowie Benjamin Nick, Leon Thomé und Marten Linßen gehören fest zum Kader der Pro-A-Mannschaft, Marvin und Anton haben dort bereits anspruchsvolle Einsatzzeiten…

Gnad: … und machen das bei Achim Kuczmann und mir als Trainer ganz hervorragend…

Schneider: Genau! Die restlichen Spieler wie beispielsweise Janik Wetzstein, Max Heimerzheim, Philip Pfeifer oder Sören Queck spielen in der zweiten Mannschaft bei mir in der Herren-Oberliga. Einige Spieler helfen auch in der U18 aus. Und dann haben wir Spieler wie Marco Braun, Jochen Durdel oder Max Middeldorf, die noch in Ihren Heimatvereinen tätig sind.

Das heißt?

Gnad: Wir fahren einen hohen Aufwand und haben auch manchmal Mühe, die Termine zu koordinieren. Auf der anderen Seite spielen die Jungs alle entsprechend ihrem Leistungsstand und kommen auch viel zum Einsatz. Als junger Spieler zu einem Bundesligakader zu gehören, sollte nicht das Wichtigste sein. Natürlich lernt man auf diesem hohen Niveau viel im Training, aber 40 Minuten auf der Bank zu sitzen, wenn es zum Spiel kommt, ist sicher nicht optimal. Unsere Pro-A-Spieler ereilt dieses Schicksal manchmal auch, sie spielen dann aber mit langen Einsatzzeiten in der Herren-Oberliga.

Seit dieser Saison gibt es bei Bayer Giants Leverkusen ein neues Konzept. Wie würdet ihr es beschreiben?

Schneider: Das System ist von oben ab durchlässiger geworden. Dafür steht auch die Auswahl des Trainerteams.

Gnad: Jacques und ich arbeiten zusammen mit Achim Kuczmann mit dem Pro-A-Team. Bei der NBBL sind wir die beiden Trainer, Jacques ist Cheftrainer der Herren-Oberliga. So ist sichergestellt, dass wir die Spieler gesamthaft bewerten und betrachten und das es immer möglich ist, nach oben und nach unten auszuhelfen. Wenn ein NBBL-Spieler in der Herren-Oberliga gut spielt und auch immer gut trainiert, darf er ein, zweimal bei der Pro-A mitmachen. Das ist für 17 Jahre alte Talente ein großer Anreiz.

Andere Vereine haben als Unterbau zumindest ein Regionalligateam…

Schneider: Das ist natürlich eine gute Sache. In Leverkusen haben wir jedoch gelernt, aus dem Vorhandenen das Beste zu machen. Natürlich wollen wir mit der zweiten Mannschaft möglichst bald aufsteigen, das wird aber schwierig, weil wir nur wenig erfahrene Spieler dabei haben.

Gnad: Jeder in der Basketballszene weiß, dass die Möglichkeiten in Leverkusen nicht mehr die sind, als der Verein die Deutschen Meisterschaften in Serie geholt hat. Unser Fokus ist deshalb ein anderer: Wir holen die talentiertesten Jugendspieler aus der Umgebung und machen Sie besser. Das ist unser Ziel und dann müssen wir natürlich damit leben, wenn uns Top-Spieler wie Christian Sengfelder oder Joel Aminu nach der Ausbildungszeit verlassen. Mit Vereinen wie Bayern München, Alba Berlin oder Bamberg können wir nicht mithalten. Aber wir machen aus unseren Möglichkeiten das Beste – darauf kommt es an!

Wie seht ihr in dieser Hinsicht eure Konkurrenzfähigkeit in der NBBL?

Schneider: Wenn ich mir die Liga anschaue, und sie mit dem Vorjahr vergleiche, fällt mir auf, dass einige namhafte Top-Spieler wie Kostja Mushidi, Moritz Hübner, Haris Hujic und Till Pape ihre Vereine verlassen haben. Isiah Hartenstein ist noch da, aber schon auf dem Sprung nach Kaunas.

Gnad: Wir haben in Leverkusen in diesem Jahr keinen absoluten Star, der Star ist in diesem Sinne die Mannschaft. Joel Aminu hätte ich gerne behalten, er hat sich anders entschieden. Das ist in Ordnung. Ich glaube, wir sind mit fünf, sechs Jungs, die in jedem Spiel ihre 10,12 Punkte abliefern können, schwerer auszurechnen. Ich setze auf den Zusammenhalt und den Teamgeist. Beides möchten wir noch weiter entwickeln, sind jedoch bereits auf einem guten Weg.

Wo seht Ihr die Stärken eures Teams?

Schneider: Auf den großen Positionen haben wir mit vier Spielern, die größer als zwei Meter sind, natürlich einiges anzubieten. Der Kern der JBBL-Meistermannschaft von 2013 ist noch dabei. Diese Truppe spielt seit vier bis fünf Jahren zusammen.

Gnad: Dazu haben wir sehr gute Spieler des Jahrgangs 1998, die in der JBBL ebenfalls schon Play-Off-Erfahrung gesammelt haben. Diese Jungs haben sich in den letzten beiden Jahren enorm weiterentwickelt. Schade ist hingegen, dass sich vom Jahrgang 1999 kein Spieler entsprechend aufgedrängt hat. Aber ich bin mir trotzdem sicher, dass wir eine gute Mischung beisammen haben.

Wie weit trägt diese Mischung?

Gnad: Es ist unser klares Ziel, die Play-Off-Ränge zu erreichen. Je weiter vorne, desto besser.

 

PM: Bayer Giants Leverkusen