Coaches & Corona: „Es hat entschleunigt“

Die NBBL- und JBBL-Saison ist aufgrund der Corona-Virus – wie in vielen anderen professionellen Ligen – vorzeitig beendet worden. Während die Spieler bemüht sind, sich individuell fit zu halten, ist den Trainern im U19- und U16-Bereich von einem Tag auf den anderen ihre tägliche Arbeit genommen worden. Wir haben bei einigen Coaches aus NBBL und JBBL nachgefragt, wie sie mit der Situation umgehen – und nicht zuletzt, ob die Existenz ihrer Vereine und ihre persönliche als Basketballtrainer auf dem Spiel steht. Heute berichtet Tomasz Kumaszynski, JBBL-Trainer bei den Eisbären Bremerhaven.

Wie war es für Dich und Dein Team, dass die Saison abgebrochen wurde?

Sehr traurig und sehr schade, wir waren in den Playdowns und haben uns auf Berlin gefreut. Wir waren das erste Mal vollzählig, alle Spieler waren gesund. Wir hätten uns gefreut, wenn es zu Ende gegangen wäre, aber ich glaube, wir haben es akzeptiert.

Die Hallen sind geschlossen, nirgendwo wird Basketball gespielt. Womit verbringst Du jetzt deine Tage?

Ich habe genug zu tun! Es ist so, dass wir im Grunde genommen den Verein zusammenhalten müssen. Wir haben sehr viele Schulprojekte gehabt. Manchmal habe ich drei Meetings am Tag. Jeden Mittwoch haben wir eine Filmsession, damit wir für unsere Community, aber auch für alle anderen, Videos produzieren. Und wir bearbeiten Themen, die an uns rangetragen werden. Ich muss sagen, wir haben genug zu tun mit der Organisation unserer Kinder und Teams. Mit der Planung und Vorbereitung von kleinen Projekten mit kleinen Zielen. Ich habe eine Schule mit mehrfach behinderten Kindern, da drehen wir ein Video für die Kinder mit Sportaktivitäten. Da müssen wir immer die Auflagen der Gesundheitsbehörden beachten. Das mache ich mit den Rollstuhlbasketballern. Wir sind aktiv, einfach Kontakt zu halten. Das geht von der U10 bis zur NBBL. Wir haben keinen direkten Kontakt, keine Hallenzeiten. Einmal die Woche bietet unsere Athletik-Trainerin live einen HIIT Kurs an, ich selber mache einmal pro Woche mit den stärkeren Spielern Cross-Fit. Gerade konzipieren wir was für die Kinder (U14 -U10) , die brauchen was ganz anderes, die trainieren mir zu sehr wie die Profis. Wenn ich die Videos von denen bekomme, sage ich „Okay, das ist das Richtige für Profis, was du da auf Youtube gesehen hast, aber du brauchst was anderes“

Dann macht ihr richtige Live-Sessions, wo alle sich gegenseitig sehen können?

Genau, mit allen Unwägbarkeiten, die dazu gehören. Netzzusammenbruch, alles schon erlebt. Die haben unterschiedlich Schule bzw. haben das unterschiedlich geplant, wir planen dann die Zeiten entsprechend. Die Spieler sollen sich auch jeden Tag eine Stunde für den Kopf vornehmen. Wir versuchen ihnen zu helfen, geben aber nicht zu viel vor.

Wie ist die Situation in Eurem Verein, herrscht viel Unsicherheit oder kann alles wie geplant weitergehen?

Es geht nicht wie geplant weiter. Unsicherheit entsteht schon, alles andere wäre gelogen. Wir wissen nicht, wann es weitergeht. Ich erwarte frühestens, mit viel Glück, dass wir Anfang September in die Hallen kommen. Das kann auch bis zum Ende des Jahres gehen! Ich glaube, in allen Ligen, uns wird es allen so gehen.
Unser Fernziel ist, in die Hallen zu kommen! Wir freuen uns darauf. Aber wann das sein wird, ist so eine Sache. Das bringt Unsicherheit. Ich selber versuche jetzt sehr operativ zu arbeiten, mit vielen kleinen Sachen. Wie du vielleicht gehört hast, lasten die mich schon ganz gut aus.
Die Strategie ist erstmal unklar, weil wir nicht wissen wo hin. Ein Enddatum können wir nicht setzen, deshalb ergibt sich das jetzt durch kleine Maßnahmen. Man kann das jetzt aufbauschen und ein strategisches Ziel setzen. Aber wir wollen einfach in Kommunikation bleiben mit den Kindern.

Also: Sich wirklich um die Kinder kümmern, auch um die Eltern kümmern, die schätzen das sehr. Die Stärke liegt nicht in dem, was wir fachlich draufhaben, sondern im Sozialen. Es geht um das Kümmern. Das ist unsere Ausrichtung.

Gibt es durch COVID-19 existenzielle Probleme für Euren Verein?

Gute Frage. Unser Management hält uns alles vom Hals, bei mir sind keine Botschaften angekommen, die mich beunruhigen müssten. Also für den e.V. auf keinen Fall. Ich bin bei der GmbH angestellt. Da ist viel mehr auf Eis. Beim e.V. sind wir sehr aktiv. Unser Manager hält viel Unsicherheit von uns weg. Ich glaube, der packt das auch.
Mein Eindruck vom Management ist, dass es wirklich sehr gute Arbeit leistet. Ich empfehle auch allen, das operativ zu sehen, von Tag zu Tag, und sich langfristig auf etwas zu freuen. Probleme kommen von selbst. Es kommt darauf an, wie man ihnen gegenübersteht. Das ist nicht immer einfach, klar. Da muss man auch zulassen, dass es mal scheiße ist.

Bremerhaven ist in einer besonderen Situation: Der BBL-Aufstieg für die Profis ist möglich.

Das ist eine interessante Geschichte, gut dass ich das nicht entscheiden muss. Ich sehe Argumente dafür und dagegen. Letztendlich entscheidet die Führung der GmbH. Ich würde sagen, beides ist möglich. Die Bewerbung ist raus, wir haben alle Unterlagen eingereicht.
Für alle Vereine, nicht nur für uns, ist die Situation mit den Sponsoren schwierig: Wir werden Beziehungsarbeit leisten müssen, über die gesamte Zeit. Das wird auch die Aufgabe des Managements sein. Das was wir als Verein machen, was viele andere auch machen: sich kümmern. Auch das kann man ja für die Profis nutzen. Man ist ja präsent.

Welche finanziellen Auswirkungen hat der Shutdown auf Dich als Trainer?

Ich bin in Kurzarbeit. Einmal die Woche habe ich eine Präsenzzeit im Büro, für die offiziellen Sachen.

Dein persönlicher Tipp für die Freizeitgestaltung in Corona-Zeiten? 

Ich nehme mir sehr viele kleine Sachen vor. Ich achte darauf, dass ich mental was mache, für meinen Kopf. Ich halte Kontakt, mit den Eltern, den Kindern aber auch mit meiner Familie.
Ich mache auch was für mich. Ich bin immer noch ein guter Sportler mit fast 60. Das ist mir wichtig, dass ich diese Sachen aufrechterhalten.
Ich würde empfehlen: Soziale Aktivitäten aufrechterhalten, dafür muss man keinen physischen Kontakt haben. Und man muss sich im Kopf fordern. Matthias Sonnenschein von der BBL hat mich auf die Idee gebracht, mich jeden Tag 20 Minuten mit Schach zu beschäftigen, das mache ich jetzt. Ansonsten lese ich jeden Tag eine Stunde was. Dann gucke ich nach weiteren Aktivitäten. Zuhause gibt es immer was zu tun.

Gibt es etwas, was Dir durch die Corona-Krise besonders bewusst geworden ist?

Mir wird bewusst, wenn ich zu viel mache. Als Trainer hat man eine Sieben-Tage-Woche.
Mir ist bewusst geworden, dass langsam auch geht. Es hat entschleunigt. Das ist das Positive. Das Negative ist die Unsicherheit. Ich sehe nicht, wie es im Hintergrund läuft bei den Eisbären. Aber nach außen ist alles gut.

Irgendwann wird es den Tag eins geben, an dem die Normalität zurückkehrt. Was wirst Du als erstes machen?

Die Halle aufmachen und die Jungs spielen lassen! Auf keinen Fall den Ernst des Lebens spüren lassen, sondern die Freude einen kurzen Moment mal ausleben. Ich glaube, das Gefühl ist dann wichtiger, dass man da angekommen ist, als große Pläne.