Coaches & Corona: „Das Team und ich waren am Boden zerstört“

Die NBBL- und JBBL-Saison ist aufgrund der Corona-Virus – wie in vielen anderen professionellen Ligen – vorzeitig beendet worden. Während die Spieler bemüht sind, sich individuell fit zu halten, ist den Trainern im U19- und U16-Bereich von einem Tag auf den anderen ihre tägliche Arbeit genommen worden. Wir haben bei einigen Coaches aus NBBL und JBBL nachgefragt, wie sie mit der Situation umgehen – und nicht zuletzt, ob die Existenz ihrer Vereine und ihre persönliche als Basketballtrainer auf dem Spiel steht. Für David Gale und die Porsche BBA Ludwigsburg war der vorzeitige Abbruch der Saison besonders verheerend, wie der NBBL-Headcoach der Barockstädter erklärt…

 

Kein anderes Team hat der vorzeitige Abbruch der NBBL- und JBBL-Saison so hart getroffen wie die Porsche BBA Ludwigsburg unter dem Dach des Hauptvereins und Erstligisten MHP RIESEN Ludwigsburg. Ende Mai sollte in der Barockstadt das NBBL/JBBL TOP4 über die Bühne gehen, die Endrunde mit den jeweils vier besten U19- und U16-Teams aus ganz Deutschland. Die NBBL-Mannschaft um Big Man Ariel Hukporti, dem kürzlich sogar das kicker Sportmagazin eine ganze Doppelseite widmete, galt als der ganz große Favorit auf die Meisterschaft. Bis zum vorzeitigen Saisonende blieb die Mannschaft von Headcoach David Gale als einziges in der gesamten NBBL ungeschlagen; nun wurden die Ludwigsburger Youngster höchstwahrscheinlich um die Früchte ihrer Arbeit einer ganzen Saison gebracht. „Das Team und ich waren am Boden zerstört, als die Spielzeit vorzeitig abgebrochen wurde. Ich denke nicht, dass man verstehen kann, wie schwer das Ganze für unser Team war. Wir haben derart viel Arbeit in diese Saison gesteckt. Obwohl wir den Abbruch erwartet haben, war es dennoch verheerend“, macht Gale aus seinem Herzen keine Mördergrube.

 

 

Auch wenn es noch so schwer fiel: Trotz des rapiden Saisonendes musste es auch in Ludwigsburg irgendwie weitergehen. Gale, zusätzlich auch Assistant Coach des BBL-Teams unter Headcoach John Patrick, erzählt, wie er seine Schützlinge trotz geschlossener Hallen motiviert: „Wir haben pro Woche mit dem gesamten U19-Team eine Zoom-Telefonkonferenz. Hierbei organisiere ich stets einen Gast-Redner, der dem Team jede Woche in einem Question & Answer-Format zur Verfügung steht. Zudem habe ich für jedes Mitglied meines Teams Videos geschnitten – sowohl persönliche Highlight-Videos als auch Videos mit Dingen, an denen sie arbeiten und ihr Spiel verbessern können. Ich selbst verbringe meine Zeit generell damit, zu versuchen, mich und die ganze Organisation zu verbessern und weiterzuentwickeln.“ 

 

Gales Co-Trainer David McCray, in Personalunion auch Athletikcoach, hat außerdem schon zu Beginn der Corona-Krise an alle Spieler individuelle Workout-Pläne verschickt und überprüft nun kontinuierlich mit ihnen den Fortschritt. David Gale hofft, dass so bald wie möglich wieder Normalität in den Trainings- und Spielbetrieb einkehren kann: „Sofern ich es mitbekommen habe und unser NBBL-Team unmittelbar davon betroffen ist, arbeiten wir aktuell mit Hochdruck daran, dass die neue Saison wie geplant beginnen kann.“

 

Bis es soweit ist, appelliert er an jeden seiner Schützlinge, sich individuell fit zu halten: „Jeder von uns muss stolz auf seine persönliche Fitness sein!“ Sein persönlicher Tipp: „Die Herzfrequenz weiterhin hochhalten. Stretching, Joggen, Liegestütze, Flexibilitätsübungen: All´ das lässt sich sehr gut machen, auch wenn man zu Hause bleiben muss.

 

 

Da es immer zwei Seiten einer Medaille gibt, kann der Jugendcoach der aktuellen Situation auch etwas Positives abgewinnen: „Ich denke, dass mir durch die Verlangsamung des Lebens noch einmal viel bewusster geworden ist, wie wichtig es ist, während der Saison manchmal Luft zu holen und einen Schritt zurückzutreten. Wir neigen im Sport dazu, uns so sehr auf das einzulassen, was wir tun, dass wir vergessen, uns wirklich die Zeit zu nehmen, um unsere Lieben zu schätzen. Wir mögen denken, dass wir auf alles achten, aber die aktuelle Zeit hat eine gewisse Perspektive gegeben, wie wichtig das Leben außerhalb des Basketballs wirklich ist.“ 

 

David Gale glaubt aber auch, dass das Leben, wie wir es einst kannten, so nicht mehr zurückkommen wird: „Wir werden in Zukunft immer mit dem Corona-Virus leben müssen.“ Etwas Besonderes für den „Tag eins“ nach Corona plant er jedoch nicht: „Das Einzige, was ich derzeit am meisten vermisse, ist, meine Spieler zu umarmen, ihnen High-Fives zu geben und die wahre Kameradschaft und Familie zu spüren, die wir in unserem Team hatten. Das wieder tun zu können, darauf freue ich mich am meisten!“

 

PM: NBBL gGmbH / JF

Fotos: MHP RIESEN Ludwigsburg