Neu in der JBBL: Oettinger Rockets Gotha


Auf nbbl-basketball.de stellen wir in diesen Wochen die Teams vor, die im Frühling an den Qualifikationsturnieren für die NBBL oder JBBL teilgenommen haben und diese erfolgreich gemeistert haben. Heute sind die Oettinger Rockets Gotha an der Reihe.

Für einige Standorte ist das Qualiturnier kein Grund zur Freude. Dann nämlich, wenn der Teilnahme ein Abstieg aus der höchsten deutschen Nachwuchsspielklasse vorangegangen ist. Plötzlich stehen Projekte, die mit jahrelanger ehrenamtlicher Arbeit aufgebaut wurden, auf Messers Schneide. Oder es droht, wie im Falle von Clubs mit Beko BBL-Teams, eine nicht ganz billige Wildcard-Gebühr. Eine erfolgreiche Qualifikation fällt dann unter die Kategorie „gerade nochmal Glück gehabt“.
Ganz anders in Gotha: Bei den Oettinger Rockets und dem dahinter stehenden Verein BiG Basketball in Gotha e.V. konnte man gar nicht genug Worte der Begeisterung über die erfolgreiche Qualifikation finden: „Was die Jungs hier geleistet haben, ist wirklich grandios – das ist mit Sicherheit einer der größten Erfolge überhaupt in der Geschichte von Basketball in Gotha: Denn dieses U16-Team ist die allererste Mannschaft unseres Vereins, die sich für die höchste Spielklasse in Deutschland qualifiziert hat“, sagte BiG-Präsidentin Astrid Kollmar nach dem Turnier.
Drei Siege aus vier Spielen haben die Thüringer sich in Crailsheim gesichert, lediglich gegen Nürnberg unterlag man. Gastgeber Crailsheim sowie die Neubewerber aus Franken und Niederbayern wurden souverän geschlagen.

Seit drei Spieltagen läuft nun der erste JBBL-Saison in der Geschichte der Rockets, und sie könnte nicht besser laufen. Mit zwei deutlichen Siegen haben sich die Gothaer an die Tabellenspitze der Gruppe Ost geschoben, Weißenfels und Bayreuth hatten keine Chance gegen den Aufsteiger. Am Sonntag folgte dann ein knapper Heimsieg gegen Leipzig.

Im Kader der Gothaer finden sich gleich zwei interessante Namen. Zweitbester Scorer des Teams ist aktuell Zach Ensminger, Sohn von Center-Legende und Rockets-ProA-Trainer Chris Ensminger. Obwohl der 14-Jährige schon 1,80 Meter groß ist und damit nach seinem Vater kommt, geht er auf der Point Guard Position an den Start. Mit 17.7 Punkten, 5.3 Assists und 5 Rebounds im Schnitt legt er hier sehr respektable Zahlen auf.
Ebenfalls auf der Aufbau-Position spielt Kevin Kollmar, Sohn viel zu früh verstorbenen Vereinsgründers Dirk Kollmar und der heutigen Präsidentin des BiG e.V., Astrid Kollmar. Vor seinem Tod durch Herzversagen im Alter von nur 50 Jahren war Kollmar Geschäftsführender Gesellschafter der Oettinger Brauerei, Präsident des BiG e.V. und Präsident des Thüringer Basketballverbandes. „Spätestens wenn Kevin in dem Alter ist, wird BiG eine eigene Mannschaft in der JBBL stellen!“ hatte Dirk Kollmar im Jahr 2009 vorausgesagt. Nun ist es so weit, sogar überpünktlich. Kevin ist 2002 geboren und damit der jüngste Jahrgang, vor ihm liegen nun noch knapp 3 Jahre in der JBBL.

JBBL_Oettinger Rockets Gotha vs. BBC Bayreuth (2)

Stefan Mähne, Trainer des JBBL-Teams, zeigt sich im Gespräch mit nbbl-basketball.de erfreut über die geglückte Qualifikation: „Es ist toll für unseren Standort, dass es in diesem Jahr geklappt hat. Wir haben lange darauf hingearbeitet. Das war jetzt unsere dritte Teilnahme beim Qualifikationsturnier, wir haben uns jedes Mal gesteigert. In diesem Jahr war der Jahrgang dran, der seit drei Jahren darauf hingearbeitet hat, die Jungs haben es verdient.“
Auch für Mähne persönlich war die Qualifikation das große Ziel. Vor vier Jahren ist er aus Halle nach Gotha gewechselt, um das leistungsorientierte Jugendprogramm mit aufzubauen. Daneben geht es in Gotha vor allem darum, überhaupt so etwas wie eine Basketball-Infrastruktur zu entwickeln. In der Stadt sind die Rockets der einzige Club, Vereine gibt es ohnehin nur in größeren Orten wie Eisenach oder Erfurt. Auch deshalb war der Aufstieg in die JBBL so wichtig: „In Thüringen fehlt der Wettbewerb völlig, es ist gut für uns, dass unsere Spieler sich jetzt auf hohem Level mit anderen messen können“, so der Trainer.

Stefan Mähne will aber das Licht des Standortes nicht unter den Scheffel stellen: „Wir haben hier dank Oettinger sehr gute Bedingungen. Wir haben viele Trainer. Wir können die Talente sehr individuell betreuen. Da liegt unsere Stärke.“
Außerdem gibt es seit Kurzem eine Kooperationsschule mit zwei Sportklassen, in denen jeweils zweimal wöchentlich vormittags Basketballeinheiten mit Trainern der Rockets stattfinden. Für Spieler, die nicht aus Gotha selbst kommen, gibt es ein Gastfamilienprojekt. Jeder, der will, soll so oft wie möglich trainieren können – ohne lange Anfahrtswege.
Neben ausreichend Training gibt es auch reichlich Spielpraxis für die Talente der Rockets: Alle JBBL-Spieler gehen auch in der Herren-Oberliga an den Start.

Das alles macht sich auch im Umfeld bemerkbar: „Das öffentliche Interesse ist sehr groß, man merkt, dass unsere Anstrengungen im Nachwuchsbereich wahrgenommen werden“, berichtet Mähne. Den Sieg im ersten Spiel vor heimischem Publikum bestaunten über 170 Zuschauer. Dennoch hält der Trainer was das Sportliche angeht den Ball flach: „Wir haben eine gute Vorbereitung gespielt und einen guten Saisonstart hingelegt. Unser Ziel bleibt aber natürlich der Klassenerhalt.“

Für Basketball in Gotha wird es nun auch Zeit, über den nächsten Schritt nachzudenken: ein eigenes NBBL-Team. Auch wenn man sich aus konzeptioneller Sicht noch etwas Zeit lassen könnte, könnte diese Fragestellung bald akut werden: Die Rockets unter Trainer Chris Ensminger spielen bisher eine hervorragende ProA-Saison und gelten als Kandidat für den Aufstieg in die Beko BBL. Und wer in der Beletage spielt, braucht auch ein Team in der NBBL.