NBBL MVP 2010: Aus Mainz über Boston gegen Barcelona & Co.

Heute Abend (4. Februar) gibt wieder einmal ein europäisches Top-Team seine Visitenkarte in der brose ARENA Bamberg ab. Zu Gast in der Euroleague TOP16-Runde ist der FC Barcelona. Und unter all‘ den großen Namen, unter vielen EM- und WM-Teilnehmern, unter den besten Amerikanern, die in der europäischen Königsklasse spielen, wird auch ein MVP sein – nämlich der „Most Valuable Player“ des NBBL ALLSTAR Games von 2010. Patrick Heckmann ist das Paradebeispiel eines jungen deutschen Talents, das den Sprung aus der Nachwuchs Basketball Bundesliga auf Profi-Level geschafft hat – und der Weg des gerade einmal 23-jährigen Forwards scheint noch lange nicht zu Ende.

„Eigentlich unglaublich, dass ich jetzt Euroleague spiele“, schüttelt Heckmann den Kopf. Seit Jahren kennt die Entwicklung des Mainzers eigentlich nur eine Richtung: nach oben. Ein Jahr Highschool in den USA, zwei Jahre NBBL, vier Jahre Boston College und seit Sommer 2015 bei den Brose Baskets, mindestens bis 2018 – so lange läuft sein Vertrag beim amtierenden Deutschen Meister. Dazwischen Highlights wie das Finale beim Albert Schweitzer Turnier mit der U18-Nationalmannschaft (2010), der sensationelle fünfte Platz mit der deutschen U20-Auswahl bei der Europameisterschaft im spanischen Bilbao (2011), sein persönlicher Punkterekord am College (32 Punkte am 25. November 2011) und nicht zuletzt das Debüt in der deutschen A-Nationalmannschaft am 2. August 2012. Jetzt also Bamberg. Reigning Champion. Tabellenführer in der BekoBBL. Unter den besten 16 Teams Europas. Und mittendrin Heckmann. „Am Anfang war der Respekt vor den Spielen in der Euroleague bei mir schon sehr groß. Inzwischen hat sich die Nervosität aber gelegt, es sind jetzt – fast – Spiele wie jedes andere.“

2009 gab Patrick Heckmann mit dem ASC TheresianumMainz sein Debüt in der NBBL, heute steht er für Bamberg rund 17 Minuten pro Spiel auf dem Parkett. „Das habe ich wirklich nicht erwartet. Bamberg ist gespickt mit Spitzenspielern. Ich hatte mir am Anfang der Saison etwa fünf Minuten pro Partie erhofft.“ Doch Andrea Trinchieri hatte andere Pläne mit dem Forward, der im Vergleich zu gestandenen Profis auf dieser Position immer noch recht schmächtig wirkt. Der Headcoach der Bamberger war im Januar vergangenen Jahres extra nach Boston gejettet, um Heckmann einen Besuch abzustatten. „Im Grunde nur für ein Abendessen, spielen sehen konnte er mich damals nicht“, schmunzelt der 23-jährige. Doch Trinchieri war schon beeindruckt von dem, was er von seinem Wunschspieler zuvor gesehen hatte, und Heckmann war es nach dem persönlichen Gespräch mit dem Italiener. „Es hat zwar letztendlich nicht meine Entscheidung beeinflusst, aber natürlich war es eine coole Sache, dass mich der Coach extra in den USA besucht hat. Am Ende waren es seine Pläne mit dem Team, mit mir und der Gesamteindruck, der den Ausschlag pro Bamberg gegeben haben.“

Partick-Heckman2Der Name Patrick Heckmann war zu Beginn der NBBL-Saison 2009/10 nicht der breiten Basketball-Öffentlichkeit bekannt, aber das sollte sich binnen einer Spielzeit ändern. Mit 23,6 Punkten pro Spiel wurde er Liga-Topscorer, Liga-MVP und außerdem der „wertvollste Spieler“ beim NBBL ALLSTAR Game in Bonn. „Ja, das war ein wildes Spiel“, lacht Heckmann in Erinnerung an den Vergleich zwischen dem NBBL-Norden und der Süd-Auswahl. Ursprings Dennis Ogbe hatte den Süden kurz vor Ende der regulären Spielzeit mit einem Dreier in die Verlängerung gerettet, dann drehte Heckmann auf. Sieben der neun erzielten Süd-Punkte gingen auf das Konto des Mainzers, der mit einem spektakulären „Notdreier“ im Seitwärtsfallen den 72:68-Endstand herstellte.Seine Overtime-Performance und die insgesamt 19 Zähler machten ihn schließlich zum verdienten MVP. „Die Spiele in der NBBL waren eine tolle Zeit“, sagt Heckmann. „In Mainz habe ich mit vielen Freunden zusammengespielt, und wir konnten uns auf hohem spielerischem Niveau mit Mannschaften aus ganz Deutschland messen. „Für mich war es ideal, bei einem etwas kleineren Klub wie Mainz zu spielen. Ich hatte jede Menge Freiheiten und konnte Fehler machen, die dann auch nicht vielen aufgefallen sind“, grinst Heckmann. Schon mit 15 Jahren bekam er bei den Senioren Einsatzzeit in der 1. Regionalliga, 2010 folgte der Wechsel zum ProB-Team des TV Langen. In der NBBL ging er aber weiter für den ASC auf Korbjagd: „Ich wollte mein Team schließlich nicht im Stich lassen.“

 

20151025_loeb_brose_old03_webNach vier lehrreichen Jahren am Boston College war für Patrick Heckmann früh klar, dass es ihn wieder zurück in die Heimat zog. Angebote gab es viele, das Rennen machten schließlich die Franken, bei denen der Jungprofi in den ersten 18 Bundesligaspielen zwölf Mal in der Starting Five stand. „Ein schönes Gefühl, aber ich will das nicht überbewerten. Der Coach hat keine festgelegte Erste Fünf, sondern wechselt speziell in den BBL- und Euroleague-Spielen durch. Wichtig ist ohnehin, dass man am Ende eines Spiels, wenn es zählt, auf dem Feld steht.“ Daran wird Heckmann in den kommenden Wochen und Monaten weiter arbeiten. „Ich will konstant meine Leistung bringen und mich in der Beko BBL etablieren. Mittelfristig will ich es in Bamberg zum Leistungsträger schaffen.“ Man sollte keine Wetten darauf annehmen, ob Patrick Heckmann das schafft – höchstens auf das „Wann“.

Im Rahmen unserer Serie „NBBL MVPs“ haben wir bislang schon Philipp Schwethelm (MVP 2007), Christian Standhardinger (2008) und Maik Zirbes (2009) vorgestellt.

PM: NBBL gGmbH / JF
Fotos: Daniel Löb, NBBL