Gotha: Hochklassiges Spiel gegen ALBA

Das eine Spiel hat mit dem anderen nicht so viel zu tun, dennoch lassen sich beide Partien aus Sicht von Basketball in Gotha mühelos in einen bemerkenswerten Kontext setzen: Am Tag, als die Herren von ALBA Berlin im Münchener Audi Dome das Top-Four und somit zum neunten Mal den Pokal-Wettbewerb gewannen, feierten die Oettinger Junior Rockets im ersten Heimspiel der Hauptrunde in der Jugend-Basketball-Bundesliga (JBBL) einen denkwürdigen Sieg gegen den Nachwuchs von ALBA Berlin. In einer packenden, hochklassigen und sehr stimmungsvollen Begegnung behielten die Gothaer gestern mit 75:69 (38:37) die Oberhand.

Somit verbuchte der Aufsteiger einen historischen Sieg und wurde von knapp 550 Zuschauern in der „Blauen Hölle“ mit stehenden Ovationen gefeiert. Aus gutem Grund: Im Prinzip bedeutet dieser Triumph nämlich den vorzeitigen Einzug in die Playoffs. Bei vier noch ausstehenden Partien in der Hauptrunde haben die Junior Rockets als Tabellenzweiter vier Siege Vorsprung auf das Uni-Riesen Leipzig Junior Team auf Rang fünf – die besten vier Teams der Hauptrunde erreichen die Playoffs. Doch um die Gothaer noch abfangen zu können, müssten die Sachsen alle verbleibenden Partien gewinnen: also auch das Rückspiel gegen den haushohen Meisterschaftsfavoriten TuS Lichterfelde, dem Leipzig gestern vor heimischer Kulisse mit 57:88 deutlich unterlag. Das ist nach Lage der Dinge allenfalls eine rechnerische Option.

„Wir wollten konzentriert und diszipliniert verteidigen, da ALBA sehr gute Dreier-Schützen besitzt, und im Angriff die Big Men konsequent attackieren – das ist uns insgesamt sehr gut gelungen. Ich würde sagen: Unser Plan ist aufgegangen“, sagte Trainer Stefan Mähne nach dem Triumph und strahlte mit seinen Schützlingen um die Wette. „Wir haben im bis dahin wichtigsten Spiel der Saison unsere beste Leistung gezeigt, wobei die volle Halle und die lautstarke Unterstützung von den Rängen das gesamte Team getragen haben. Das war wirklich großartig. Dafür gebührt den Fans ein riesengroßes Dankeschön!“

Beide Seiten lieferten sich von Anbeginn einen hoch intensiven Schlagabtausch auf Augenhöhe – die Unterschiede waren minimal. Das spiegelte sich bereits im Verlauf des ersten Viertels wider: Hatten die Junior Rockets zunächst die Nase vorne (13:7 / 5.), waren es wenig später die Gäste, die einen 9:0-Lauf starteten und in Führung gingen (13:16 / 8.). Doch die Antwort der Gothaer ließ nicht lange auf sich warten: Mit einem viertelübergreifenden 13:0-Lauf drehten sie den Spieß wieder um und gingen erstmals zweistellig in Führung (26:16 / 13.). Allerdings sollte das der größte Vorsprung im gesamten Spiel gewesen sein. Denn bis zur Pause hatte sich Berlin wieder auf einen Zähler herangekämpft (38:37).

Die kritischsten Minuten hatten die Junior Rockets unmittelbar nach dem Seitenwechsel zu überstehen, als ALBA fünf Punkte in Folge erzielte und sich abermals leicht absetzen konnte (38:42 / 22.). Doch just in dieser Phase behielten die Junior Rockets kühlen Kopf. Sie ließen Berlin nicht davonziehen, glichen erneut aus und gingen kurz vor Ende des dritten Durchgangs wieder in Führung (61:57). Diesen Vorsprung konnten die Junior Rockets im dramatischen Schlussabschnitt behaupten – wegweisend waren dabei unermüdlicher Einsatz, Geschick und das berühmten Quäntchen Glück. Zupass kam ihnen aber auch, dass sie sich an der Freiwurflinie sehr sicher präsentierten und insgesamt 26 von 38 Versuchen (68 Prozent) verwandeln konnten. Hingegen ließen die Berliner an der Linie allerhand liegen – lediglich 12 von 24 Freiwürfen (50 Prozent) fanden das Ziel.

Schlüssel zum Erfolg war eine imposante Leistung des gesamten Teams, das unermüdlich kämpfte und sich letztlich selbst belohnte. Sinnbildliche Türme in der Schlacht waren die Big Men Lorenz Schiller (23 Punkte / 14 Rebounds) und Janó Lange (10 / 10), die jeweils mit einem Double-Double glänzten. Herausragend agierten zudem Zach Ensminger, der das Spiel der Gothaer gut lenkte und seine Mitspieler immer wieder in Szene setzte (7 Assists), Wirbelwind Kristofer Krause, der drei Dreier versenkte und in der Crunch-Time wichtige Akzente setzte, und Lucas Wobst, der eins ums andere Mal unwiderstehlich zum Korb der Berliner zog.

Zum rundum gelungenen Spieltag gehörte gestern auch die Pausen-Show, die Sprint-Star Julian Reus aus Erfurt und Gothas Kugelstoß-Hüne Andy Dittmar bestritten. Nach kurzweiligen Interviews mit Höllen-Sprecher Jeffrey Hey traten die beiden Leichtathleten – just for fun – zu einem kleinen Basketball-Contest gegeneinander an: Julian Reus warf von der Freiwurflinie, Andy Dittmar – weil größer und kräftiger – von der Dreierlinie. Dennoch hatte letztlich der Lokalmatador die Nase vorne: Er versenkte zwei von drei Versuchen ohne Ringberührung, der Gast aus Erfurt kam auf einen Treffer.

Doch damit konnte Julian Reus am Ende gut leben. Nicht zuletzt, weil er tags zuvor schon seinen großen Auftritt hatte. Beim 18. Erdgas Hallenmeeting in Chemnitz hatte der 27-jährige seinen deutschen Rekord über 60 Meter (6,53 Sekunden) eingestellt – mit dieser Zeit ist er aktuell die Nummer vier in der Welt.

Ungeachtet dessen sagte der Weltklasse-Sprinter gestern nach dem Spiel: „Das hat wirklich Spaß gemacht. War ein geiles Game und bestimmt nicht das letzte, das ich hier besucht habe!“
Oettinger Junior Rockets Gotha ­– ALBA Berlin 75:69 (38:37)

Viertel: 21:16 / 17:21 (38:37) / 23:20 (61:57) / 14:12 (75:69)

Oettinger Junior Rockets Gotha: Ensminger (35:45 Minuten / 10 Punkte / 7 Assists / 2 Rebounds), Schierhorn (3:26), Krause (22:28 / 15 / 1 / 4), Enders (13:23 / 0 / 1 / 2), Reinhardt (19:20 / 2 / 2 / 1), Wobst (34:03 / 15 / 1 / 4), Umbreit (3:24 / 0 / 0 / 1), Kollmar (5:44), Lange (34:41 / 10 / 1 / 10), Müller (2:18), Schiller (25:28 / 23 / 2 / 14),

ALBA Berlin: Brenneke (28:33 Minuten / 15 Punkte / 2 Assists / 8 Rebounds), Iglesias (24:28 / 2 / 2 / 1), Kintscher (14:48 / 5 / 0 / 3), Gerstenberger (28:09 / 10 / 4 / 3), Kohlsmann (nicht eingesetzt), Wenczel (14:45 / 4 / 0 / 4), Ilboudo (9:53 / 4 / 0 / 1), Frieske (7:31 / 0 / 0 /1), Wagner (17:37 / 4 / 1 / 6), Rogge (2:41), Lübken (30:02 / 23 / 0 / 10), Schwalm (21:33 / 2 / 1 / 0),

 

PM: Oettinger Rockets Gotha