Braunschweig: „Keine Angst vor der Quali“

Seit Saisonbeginn stellen wir die Teams vor, die im Frühling erfolgreich das Qualifikationsturnier für die NBBL oder JBBL bestritten haben. In diesem Teil geht es um die Junior Löwen Braunschweig, die im Juni das Qualifikationsturnier für die NBBL für sich entscheiden konnte. Im Interview erklärt Headcoach Sean McCaw die Gründe für den Abstieg, die Ziele des Braunschweiger Nachwuchsprogramms und warum die Quali für ihn kein Schreckgespenst ist.

Eigentlich hatten die Junior Löwen Braunschweig eine, gemessen an den eigenen Möglichkeiten, passable Saison 2014/2015 gespielt. Vier Siege konnte man in der Hauptrunde einfahren, damit musste man zwar in die Relegation, konnte sich aber berechtigte Hoffnungen auf den Klassenerhalt machen. Es lief aber einfach nicht rund, in der zweiten Play-Down-Runde unterlag man gegen die MBC Junior Sixers und war abgestiegen.

Rechtzeitig zu den Qualifikationsturnieren im Juni war die Mannschaft aber auf den Punkt da: In der ersten Runde besiegte man die Metropol Baskets Ruhr, unterlag aber gegen Münster. In Runde zwei waren dadurch zwei Siege gegen Hanau und die gastgebenden Göttinger nötig, was den Braunschweigern souverän gelang. Somit konnten die Löwen sich auf sportlichem Weg für die Saison 2015/16 qualifizieren.

Headcoach der Braunschweiger ist seit 2013 Sean McCaw, der früher als Profi unter anderem für die EWE Baskets Oldenburg und Science City Jena spielte. Nach Ende seiner aktiven Karriere wurde er in Jena auch Headcoach, über Stationen in Bayreuth (Nachwuchs) und Cuxhaven (Co-Trainer) kam er nach Braunschweig.

In der aktuellen Saison stehen die Junior Löwen mit einem Sieg aus vier Spielen wieder in der unteren Tabellenhälfte. Ist das schon ein Grund zur Sorge? Und was ist sonst seit der erfolgreichen Qualifikation passiert? Wir haben mit Headcoach Sean McCaw gesprochen.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Start in die Saison?

Sean McCaw: Ich bin recht zufrieden, im Moment ist alles noch sehr eng, fünf Teams sind punktgleich mit einem Sieg aus vier Spielen. Wir hatten ein schwieriges Auftaktprogramm, unsere ersten vier Gegner waren meiner Meinung nach Playoffkandidaten, wir haben gegen die Piraten, Oldenburg, die AB Baskets und ALBA gespielt, drei von denen werden sicher Playoffs spielen. Mein Ziel war es eines aus diesen vier Spielen zu gewinnen, das haben wir geschafft. Jetzt kommen die Mannschaften, mit denen wir auf Augenhöhe sind, jetzt ist es Zeit uns zu beweisen und einen Schritt nach vorne zu machen.

Was waren die Gründe für das schlechte Abscheiden in der letzten Saison?

Das ist immer schwierig. Wir kämpfen hier jedes Jahr gegen den Abstieg. Wir haben ein paar sehr talentierte Spieler, aber die sind größtenteils bei der ProB-Mannschaft in Wolfenbüttel und fehlen uns daher häufiger im Training. Wir spielen dafür mit einer großen Rotation, um die Leute aus der Region stark zu machen. Es ist zwar unvorteilhaft, immer gegen den Abstieg zu spielen, aber wir können damit umgehen.

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Wie soll zukünftig verhindert werden, dass Ihr Team in die Qualifikation muss?

Wir haben in den letzten Jahren ein paar Dinge geändert, wir sind auf einem guten Weg. Es hängt sehr stark von unseren Leistungsträgern ab, ob die fit sind oder nicht. Bei uns ist der Erfolg immer stark vom Jahrgang abhängig. Besonders die 98er haben sich in den letzten Jahren gut entwickelt. In den nächsten Jahren kommen einige talentierte Spieler aus der JBBL hoch, das macht mich optimistisch.

Für Absteiger ist die Qualifikation oft viel schwieriger als für Neubewerber, man hat lange kein Spiel gewonnen und muss dann plötzlich an zwei Tagen abliefern. Wie habt ihr das geschafft?

Bei uns ist das überhaupt nicht so. Sobald die ProB-Saison zu Ende ist, da habe ich die Mannschaft einen Monat komplett zusammen in jedem Training und wir werden zu einer Einheit.
Ich hoffe, dass wir aus dieser Situation in den nächsten Jahren rauskommen. Aber ich habe keine Angst vor der Quali.

Lars Lagerpusch ist das größte Talent im Kader, in den bisherigen Spielen legt er 31 Punkte und 14 Rebounds im Schnitt auf. Wer sind die anderen ProB-Spieler, und nach welchen Kriterien wird entschieden, ob ein Spieler in der NBBL oder ProB an den Start geht?

Lars Lagerpusch, Niklas Bilski und Carlo Nester spielen für unseren Kooperationspartner Wolfenbüttel in der ProB. Wir wollen unsere Spieler challengen. Wir bilden hier Spieler aus. Es ist uns egal, ob wir in er NBBL in die Playoffs kommen oder in die Quali müssen. Wenn es für die Spieler besser ist, in der ProB zu spielen, dann ist das einfach so. Das wird individuell entschieden. Die Entwicklung der einzelnen Spieler geht bei uns immer vor.

Was wird in Braunschweig konzeptionell geplant, welche Ideen und Projekte haben Sie in den letzten beiden Jahren auf den Weg gebracht?

Wie viele andere Standorte auch haben wir viele Schul-AGs,  kinder+Sport findet auch bei uns statt. In der letzten Saison haben wir angefangen Schul-Vereinsteams zu gründen, das ist auch ein Weg früher an Talente ranzukommen. Wir machen viele Veranstaltungen um an Jugendliche ranzukommen. Wir müssen in unserer näheren Umgebung schauen, das gelingt auch gut, wir haben Spieler aus Wolfenbüttel, Hannover und vielen anderen Orten.
Ganz wichtig ist, dass wir große Fortschritte bei den Trainern machen. Wir bilden unsere Trainer im Jugend- und Minibereich immer besser aus, sodass die Kinder schon früh auf hohem Niveau trainieren können.

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Liviu Calin, der Entdecker von Dennis Schröder, war über Jahre der große Trumpf im Braunschweiger Nachwuchsprogramm, nun hat er keine eigene Mannschaft mehr. Ist Calin noch in die Nachwuchsarbeit involviert?

Ja, absolut. Jemanden wie Liviu kann man nicht einfach gehen lassen. Er ist jetzt zwar hauptsächlich bei den Profis im Individualtraining tätig, aber er macht unter anderem auch zweimal die Woche Individualtraining an unserer Partnerschule, wo er mit vielen unserer JBBL- und NBBL-Spieler arbeitet.

Wir haben schon darüber gesprochen dass das Geld knapp ist, mit welchen Problemen muss man in Braunschweig kämpfen?

Wenn man ein großes Budget hat kann man einige Dinge besser organisieren, das ist klar. Aber wir sind da auf einem guten Weg. Wir können einige Dinge besser machen, die auch ohne Geld funktionieren, zum Beispiel wollen wir die Kooperation mit Wolfenbüttel besser in Gang bringen, um auf einen größeren Pool an Spielern zurückgreifen zu können.

Was ist die Zielsetzung für Ihr Nachwuchsprogramm?

Wie gesagt, bei uns kommt die Entwicklung der Spieler zuerst, danach der Erfolg der Teams. Unser Ziel ist es Spieler auszubilden, die ProB spielen können und von da zu den Löwen kommen. Wir wollen Spieler ausbilden, die bundesligatauglich sind.

Wie sehen Sie den Standort für die Zukunft aufgestellt?

Ich glaube wir entwickeln uns, uns ist auch bewusst, dass andere Standorte besser sind, aber wir arbeiten ständig weiter. Die Entwicklung von Braunschweig ist noch lange nicht fertig.
Ich kann schwer sagen, wo wir in fünf Jahren stehen. Aber wir machen alles um die Spieler so gut wie möglich auszubilden. Wir machen das Beste aus unseren Möglichkeiten. Es bringt nicht viel, sich mit anderen Standorten zu vergleichen. Wir machen unser Ding.