„Der richtige Weg“ – Henrik Rödl im Interview

Henrik Rödl hat in seiner Karriere so einiges gewonnen. Er ist mehrfacher deutscher Meister, Pokalsieger, NCAA-Champion und die Europameister von 1993. Als Trainer hat er 2009 mit ALBA Berlin die NBBL gewonnen, die in diesem Sommer ihren zehnten Geburtstag feiert. Wir haben mit dem U20-Bundestrainer über die Bedeutung und Entwicklung der besten deutschen Nachwuchsliga gesprochen.

Die NBBL gilt ja als relativ großer Schritt in der Entwicklung des deutschen Basketballs. Wie wichtig ist sie aus deiner Sicht?

Das war auf jeden Fall ein großer Schritt. Seitdem gibt es mehr Möglichkeiten, mehr Arbeitsplätze für Coaches, mehr Trainingsmöglichkeiten für junge Spieler. Auch die Veranstaltungen sind gut für die Fans, es gibt mehr Interesse, früher waren bei Jugendspielen ja oft nur die Eltern, jetzt wird das alles größer. Da hat sich Einiges getan.

c4nbblfinale090510-057Als Trainer hast du die NBBL gewonnen, ihr hattet eine unglaubliche Siegesserie, was muss man dafür tun, was ist das Erfolgsrezept um in der NBBL erfolgreich zu sein?

Es ist wie überall, man braucht gute Spieler, muss gut rekrutieren, wobei das in Berlin immer einfacher ist, mit dem großen Einzugsgebiet, da gibt es mehr Spieler zur Auswahl.

Da wird schon früh vernünftig gearbeitet, es gibt viele Minivereine. Davon profitiert dann der NBBL-Trainer. Am Ende muss man die Mannschaft zusammenbringen. Das ist uns gut gelungen, aber wir hatten standortbedingt große Vorteile.

Wie hat sich die NBBL in den 10 Jahren entwickelt?

Die Standards sind höher geworden; dadurch, dass das Pflicht war für die Bundesligisten, wurde sehr viel aufgebaut, alle ziehen gut mit. Die Trainer sind besser geworden, dadurch auch die Trainingsbedingungen. Wir haben hier einen guten Standard erreicht, der natürlich immer weiter verbessert werden muss.

Zu deiner Zeit als Spieler gab es die NBBL nicht, du kannst also gut vergleichen: Wie hat sich der Weg eines jungen Spielers an die Spitze verändert?

Ich glaube dadurch, dass es diese Tiefe der Ligen gibt und viele größere Zentren, ist das Umfeld besser und professioneller geworden. Wir haben damals auch gespielt, und die Sichtungsmaßnahmen des DBB haben gegriffen. Aber jetzt gibt es einfach viel mehr Teams die gut aufgestellt sind, wo Spieler sich entwickeln können.

Bei der U20-EM hat die von dir trainierte Mannschaft einen historischen vierten Platz erreicht. War das ein besonders talentierter Jahrgang oder sind das schon die Folgen der intensiveren Nachwuchsförderung rund um NBBL und JBBL?

Der Jahrgang, der das Albert Schweitzer Turnier gewonnen hat, also die U18, ist meiner Meinung nach noch talentierter. Bei der U20 konnte man neben dem Talent sehen, dass wir eine Mannschaft mit einer gewissen Tiefe aufstellen konnten, wir haben alle 12 Spieler eingesetzt, elf mehr als zehn Minuten. Diese Breite der Talente, das hat sich schon verändert, das ist ein riesen Vorteil, wenn man diese Tiefe hat. Trotzdem sind 1998 und 1999 die ganz großen Jahrgänge.

Stillstand ist Rückschritt – was müssen die nächsten Schritte in der Nachwuchsförderung sein?

Wir sind schon besser geworden was die Anzahl der professionellen Standorte angeht. Aber es gibt noch zu viele weiße Flecken. Auch die Trainerausbildung muss weiter verbessert werden. Wir müssen mehr Talente zu unserem Sport bringen und die Trainingsmöglichkeiten verbessern, da gibt es große Unterschiede an den Standorten, das kann zum Teil noch deutlich besser werden.

Die Verbindung von Schule und Vereinssport wird ein großes Thema sein, weil es immer mehr Ganztagsschulen gibt, da muss man Lösungen finden. So wie es jetzt läuft, dass drei- bis viermal in der Woche am Abend trainiert wird, das ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern viel zu wenig. Integration des Basketballs in den Schulsport ist da eine große Aufgabe.

Möchtest du der Liga und den vielen Spielern, Trainern und Ehrenamtlichen noch was mit auf den Weg geben?

Was in der NBBL passiert, ist der richtige Weg, der weitergegangen werden muss!

Vielen Dank!